Das langsame Ende eines Staates
Oktober – Wespen leben in einjährigen Sommerstaaten. Im Frühjahr erwacht die Königin aus dem Winterschlaf, beginnt ein Nest zu bauen – hier in einem Rolladenkasten – und gründet einen neuen Staat. Nach ein paar Wochen jagen ihre ersten Töchter Insekten und schaffen unermüdlich Futter für den Nachwuchs heran. Bald herrscht ein reger Flugverkehr vor dem Nesteingang, an dem sie zielstrebig landen, die Gesichtskontrolle der Wächterin absolvieren, ihr Futter abladen, um kurz darauf erneut auszufliegen.
Im Herbst dann beginnt der Staat zu sterben. Kalte Nächte raffen so manche Wespe dahin. Die übrigen fliegen in der morgendlichen Kälte torkelnd aus und kehren oft wenig zielsicher zum Nesteingang zurück. Manche verfliegen sich in eine nahegelegene Nische oder lassen sich, vom Wind verdriftet, auf einem Blatt nieder. Sie sind alt geworden. Ihr Tempo hat merklich nachgelassen, ebenso wie ihre Zahl deutlich geringer geworden ist. Der Wespenstaat stirbt, aber neue Königinnen werden jetzt geboren und gründen nächstes Jahr wieder einen Staat!