Spuren gestreifter Gäste
November – Staatenwespen bauen ein kunstvolles Nest aus hauchzartem Papier, das sie aus abgeknabbertem Holz herstellen. Nicht jeder Garten bietet jedoch den geeigneten Ort, dieses ballonartige Gebilde zu errichten. Dann suchen sich die gestreiften Jäger auch schon mal einen Rolladenkasten für ihr künftiges Heim. Und lassen sich von ihrem staatenbildenen Vorhaben so schnell nicht abhalten.
So geschehen im naturnahen Garten der Autorin. Er war wohl attraktiv mit seinem üppigen „Futter“angebot aus Fliegen, Käfern und Spinnen. Beide Parteien gewöhnten sich aneinander und lebten den Sommer friedlich nebeneinander her. Das Rollo war viele Wochen tabu, ein Herunterlassen hätte das Heim der nützlichen Insekten zerstört.
Dann kam der Herbst und mit ihm das langsame Ende des Staates. Nach einigen kalten Nächten starben auch die letzten Vertreter ihrer Art. Das Rollo sollte seine Funktion wieder aufnehmen, ließ sich jedoch nicht mehr bewegen. Eine Öffnung des Kastens förderte ein länglich statt ballonartig angebrachtes Nest zutage – mit unzähligen leeren Waben. Die Nesthülle aus muschelartig übereinander geschichteten Lagen verband die Waben mit der Kastenwand statt die Waben zu umhüllen. Die spröde hellgrau-melierte Masse wirkte fast futuristisch. Sie haben Spuren hinterlassen, die Wespen, nicht nur im Rollokasten.